Tell Schützenverein Königstein/Opf. e. V.

Unsere Vereinschronik

Im Rahmen unseres 100-jährigen Jubiläums hat Heidi Kurz einen Bericht über die Geschichte unseres Vereins verfasst. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Heidi Kurz für die Erlaubnis, diesen Bericht auf unserer Homepage veröffentlichen zu dürfen. DANKE Heidi

Ebenso bedanken wir uns bei Pfarrer Gotthelf Ahnert, der uns ebenfalls sein Einverständnis gegeben hat, seine Predigt zum 100-jährigen Jubiläum auf unserer Homepage zu veröffentlichen.

Königsteiner Schützengesellschaft Tell 1923 feiert 100-jähriges Gründungsjubiläum

Es waren anno 1923 acht wackere Männer, die die Schützengesellschaft Tell 1923 bei Gastwirt Michael Grötsch in Königstein gründeten. 2019 stand der Verein vor der Auflösung, aber nun feiern die Schützen ihren 100. Geburtstag.



Die Schützengesellschaft Tell 1923 feiert am 23. Juli in Königstein ihr 100-jähriges Gründungsjubiläum. Acht Männer kamen im Jahre 1923 bei Gastwirt und Gründungsmitglied Michael Grötsch zusammen und bestimmten sein Gasthaus zum Vereinslokal, heißt es aus der Vereinsgeschichte. Bei ihm konnte mit den dort eingerichteten Luftgewehrständen „scharf geschossen“ werden. Hingegen befanden sich die Stände der Kleinkaliber-Gewehre „am Bergl“, wo der Verein ein eigenes Schützenheim baute. Diese Gebäude ist heute die Wasserwachtshütte. Erfreulicherweise ist ein hundertjähriges Zimmerstutzen-Gewehr aus dem Gründungsjahr noch vorhanden, das die Firma Lebrecht in Amberg anfertigte. Ebenso haben sich viele alte Schützenscheiben aus den Jahren 1928 und 1929 erhalten, die die Vereinswirtin Lina Grötsch aufbewahrte. 

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gab es kein Vereinsleben mehr und es dauerte fast 40 Jahre, bis der Schießsport in Königstein wieder Fuß fassen konnte. So fanden sich im Jahre 1975 im Gasthaus Kliegel 23 Freunde des Schießsportes zusammen, um die alte Tradition zu beleben und wieder einen Schützenverein zu gründen. Anton Schöner wurde zum Schützenmeister gewählt. Der Patenverein waren und sind die Waldmeister Krottensee, mit denen der Verein auch heute noch freundschaftlich verbunden ist. 

Nun musste noch ein Schützenheim gefunden werden. Pfarrer Josef Schwenzl stellte dem Verein im alten katholischen Pfarrhaus einen Raum zur Verfügung, in dem im Dezember 1975 der erste Schuss in einem der drei Schießständen abgegeben wurde. Am 1. Februar 1976 fand die Preisverteilung des Standeröffnungsschießens im Badcafé statt. Ende 1976 zählte der Verein bereits 96 Mitglieder. Der sportliche Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Beide Mannschaften schafften auf Anhieb den Aufstieg in die A- Klasse.1977 wurde Klaus Wolkersdorfer Gauschützenkönig, Hans Pirner wurde Gaumeister in der Einzeldisziplin Luftpistole. Bald wurde das provisorische Schützenheim zu klein und Schützenbruder Werner Kugler stellte dem Verein den alten Milchhof zur Verfügung. Hier konnten sechs Schießstände eingerichtet werden. Schon darauf gelangen der ersten Mannschaft glänzende Erfolge. Sie stieg in ununterbrochener Folge über die Bezirksliga 1979 in die Landesliga auf. 

1982 bauten die Schützen ans Gasthaus Kliegel ein neues Schützenheim mit sechs Schießständen. 120.000 Mark kostete das Schützenheim, wobei 2400 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet wurden. Inzwischen hatten sich eine Jugendmannschaft und eine Damenmannschaft gebildet. 

Fahnenweihe im Jahre 1983 

Ein Meilenstein seiner Geschichte erlebte der Verein im Jahre 1983. Er selbst bestand 60 Jahre und der Markt Königstein beging seine 625-Jahr-Feier. Tell richtete das Gauschießen aus. In der damaligen Festwoche war der Sonntag ganz den Schützen gewidmet. Höhepunkt war am 17. Juni 1983 die Fahnenweihe. Ein besonderes Ereignis war ebenso der Biathlon-Wettbewerb, der zweimal im Winter 1986 und 87 zusammen mit dem Sportverein gemacht wurde. In den 1990 Jahren erreichte die Mitgliederzahl mit 160 Personen ihren höchsten Stand. Hervorragende Ergebnisse erzielte die Pistolenmannschaft, die 2014 in die Landesliga aufstieg: Gaumeister 2018 wurde die Luftpistolenmannschaft der Herren nicht nur in der Einzel-, sondern auch in der Mannschaftswertung. Ebenso gewann der Verein im selben Jahr den Liga-Cup. 

Sechs Jahre standen die Schützen ohne Vereinsheim da, denn ihr Mietvertrag wurde ihnen 2016 nach dem Verkauf des Gasthauses Kliegel gekündigt. Schießgelegenheiten für Trainings- und Wettkampfzwecke boten die Nachbarvereine in Krottensee und Neukirchen.

Vorstand tritt zurück 

Wegen Differenzen um die geplante Fusion mit Neukirchen und dem neuen Vereinsheim in der Stadelreihe trat im März 2019 fast der gesamte Vorstand zurück, was beinahe das Ende des Schützenvereins gewesen wäre. Ehrenschützenmeister Franz Grötsch, der den Verein bereits zwölf Jahre lang bis 2002 geleitet hatte, erklärte sich bereit, erneut den Vorsitz zu übernehmen, um den Fortbestand zu sichern. Im März 2022 wurde die Stadelreihe eingeweiht und der Startschuss für die Schießstände gegeben. Seitdem finden nun wieder das Weihnachtsschießen, das Gemeindeschießen und das Königsschießen statt. Ein Rosenmontagsschießen für alle Königsteiner ist angedacht, zumal es kaum mehr eine Faschingsveranstaltung in Königstein gibt, heißt es. Schützenmeister Franz Grötsch freut sich: „Wir haben nun erneut eine Jugendmannschaft mit acht Jungen. Auch die Mitgliederzahlen gehen wieder nach oben.“ So kann der Verein frohgemut und voller Zuversicht in die Zukunft blicken und sein 100-jähriges Jubiläum am 23. Juli in der Stadelreihe feiern. 

Am Sonntagmorgen 9.30 Uhr stellt sich der Kirchenzug am Steinstadel auf und marschiert zur St.-Michaels-Kirche. Um 10 Uhr findet ein ökumenischer Festgottesdienst statt. Danach gibt es in und um den Steinstadel einen Festbetrieb. Für musikalische Unterhaltung sorgen Peter und Leo. Von 14 bis 16 Uhr wird für Kinder von sechs bis zwölf Jahren ein Luftgewehrschießen angeboten.


Predigt zum Festgottesdienst zum 100-jährigen Jubiläum der SG Tell 1923 Königstein e.V. Am 23.07.2023 um 10:00 Uhr in der katholischen Kirche St. Michael in Königstein.

Hochwürdiger Herr Pfarrer Zeltsperger!

Liebe Gemeinde, darunter heute ganz besonders liebe Gäste und Ehrengäste aus dem Vereinsleben und der Politik.

Dazu aber heute besonders liebe Vereinskameradinnen und Kameraden des Schützenvereins Wilhelm Tell 1923 Königstein!

Und darunter stellvertretend:

Sehr geehrter Schützenmeister Franz Grötsch und sehr geehrter Schützenkönig Christian Stadter.

„Durch diese Hohle Gasse muss er kommen, es führt kein andrer Weg nach Küssnacht…“ So sagt es Wilhelm Tell in Friedrich Schillers Drama um Heldentum, Verantwortung und Heimatliebe. Wilhelm Tell verweigert dem Gesslerhut den Gruß und wird zur Wahnsinnstat gezwungen, seinem eigenen Sohn einen Apfel vom Kopf zu schießen. Gut Schuss! Wir sehen die beiden, Vater und Sohn, einträchtig auf der Schützenscheibe dieses Liederzettels. Ein Kapitel Demokratie gegen alle Diktatur. Zu einer Zeit, als es Demokratie, wie wir sie heute kennen, noch gar nicht gab.

Verstecke dich hinter einem Stein, bis ich weiß, ob Gefahr besteht. So sagt es der Königssohn Jonathan seinem besten Freund David. Mit der Kunst des Bogenschießens hat Jonathan seinem Freund David Zeichen geben und so sein Leben retten können. Gut Schuss und alles in Gold. Eine Erzählung aus der Geschichte und eine aus der Bibel kennen den Umgang mit Waffen und wie man damit auch im frieden Leben retten kann. Entstanden sind die Schützengesellschaften bereits im Mittelalter, wenn damals ein Ort das Markt- oder Stadtrecht bekam, musste er auch für die Verteidigung, also für die Sicherheit der Bewohner sorgen. Gewaltherrscher gab es immer, die ihre Macht ausbreiten wollten – und vor denen musste man sich und seine Nächsten schützen.

Wenn ein Verein weiß, woher er kommt, dann weiß er in der Regel auch, wohin er will. Nach Wilhelm Tell haben sich vor 100 Jahren die Schützenbrüder in Königstein benannt und damit wohl die Zielsicherheit und die Wagemutigkeit ihres Helden auch für sich in Anspruch genommen. Der 1. Weltkrieg war gerade fünf Jahre vorbei. Die Eindrücke für viele noch sehr frisch. Jetzt wollte man beim Umgang mit der Waffe mit „Pulverdampf und Donnerknall“ auch in Friedenszeiten 1923 das Leben in Frieden und und Freundschaft gestalten. Die Kameradschaft, die aus Angst vor dem Tod im Schützengraben zusammengeschweißt hat, diese Kameradschaft musste doch auch aus Liebe zum Leben im Verein ihren Platz finden können.

In der Regel gibt es zwei Gründe, sich im Verein wohl zu fühlen: Einmal der Zweck: woanders ist das der Gesang, oder der Garten oder das Geflügel, in diesem Fall heute ist es das Gewehr: Das Luftgewehr und der sportliche Wettkampf nicht ins Gold, sondern ins Schwarze zu treffen.

 Der andere Grund ist die Kameradschaft und die Geselligkeit, die dem anderen dann auch einen sportlichen Erfolg und sich selbst ggf. einen hinteren Platz gönnt. Das Evangelium vom Rangstreit unter den Jüngern kann da auch etwas von der Gemeinschaft untereinander erzählen: Wer ist der wichtigste? Der Vorstand, oder die Mitglieder? Denn natürlich gibt es auch in jedem Verein ganz unterschiedliche Typen und Vorstellungen, wie das im Verein zu laufen hat.

Da gibt es Diskussionen und neben mancher Freude auch manchen Ärger. Ich ahne, wie es da den Königsteiner Schützen gegangen ist, wenn sie ihrer 100jährigen Geschichte fünf Schützenheime hatten und jedes mit seinem „für und wider“ diskutiert werden musste. Dabei war es wohl einzigartig, dass eine Kapelle im katholischen Pfarrhaus zum Schützenheim umgewandelt wurde. Vereinsarbeit ist eben auch Arbeit, dann ist aber Vereinsarbeit auch Verantwortung. Schon bei Wilhelm Tell ging es auf dem Hintergrund der aktuellen Politik um die Gefährdung eines Kindes durch einen Schützen.

Genau dieses Problem spricht auch Jesus im Evangelium an, direkt nach der Frage: Wer ist der wichtigste? Rangstreiten der Jünger steht da nur stellvertretend für jeden Wettkampf: Wer ist besser und wer ist schlechter? 100 Ringe oder nur 90 Ringe? Ein Rangstreit, ein Wettkampf kann immer auch anfeuern und motivieren. Davon lebt jeder sportliche Wettkampf. Also, wer ist der wichtigste? Jesus sagt und begibt sich damit außer Konkurrenz:

Es sind die Kinder, die sind die größten, die sind die Wichtigsten. Wir würden heute vielleicht sagen: Die sind der Vereinsnachwuchs, die sind die Zukunft. Vielleicht nicht die nächsten 100, aber doch die nächsten 50 Jahre. Und dazu sagt Jesus: Weh dem, der ein Kind zum Bösen verführt. Auch der Schützenverein muss die Kinder im Verein schützen. Und hier ist es der Umgang mit der Waffe, der im Verein besonders viel Verantwortung braucht. Denn die Waffe ist ein Zeichen und ein Mittel der Macht.

Macht ist nicht böse und nicht gut. Macht ist wie Geld. Geld ist auch nicht böse oder gut. Sondern Macht kann zum Bösen mißbraucht und zum Guten gebraucht werden. Es kommt immer auf die Menschen an, die die Macht oder das Geld oder das Gewehr in Händen und damit in der Gewalt haben. So ist das mit der Waffe auch. Und auch mit dem sportlichen Erfolgen und Niederlagen.

Da bin ich dankbar für diesen sportlichen Umgang auch in der Jugendarbeit, der mit seinen pädagogischen und sozialen Folgen weit in unsere demokratische Gesellschaft hineinreicht. Wilhelm Tell lehrt da völlig zeitlos die politische Wachsamkeit und nimmt sein Kind dazu an die Hand.

Stellvertretend will ich für die Verantwortung Schützenmeister Franz Grötsch nennen, weil ich weiß, wie viel da auch an der Organisation eines Vereines und heute auch Vereinsjubiläums hängt. Natürlich gehören zu ihm auch alle Mitglieder des Festausschusses samt Helferinnen und Helfern des heutigen Festtages. Wir schauen dankbar zurück auf eine geschichtliche Leistung.

Und ich möchte auch stellvertretend Schützenkönig Christian Stadter nennen, weil gute Vorbilder in unserer Gesellschaft gerade auch für Kinder und Jugendliche besonders wichtig sind. Da sind 10 Schuss 100 Ringe. Wir blicken hoffnungsfroh auch in die Zukunft.

Und da tut uns in unserer Gegenwart auch der Blick in die Vergangenheit immer wieder gut. Da kann man viel lernen. Und sei es beim jährlichen Schuss mit dem Zimmerstutzen: „Pulverdampf und Donnerknall“! Die Erinnerung, die die Altvorderen vor 100 Jahren aus dem Weltkrieg und seiner menschenverachtenden Zerstörung mitgebracht haben: NIE WIEDER KRIEG! Wenn sie aber etwas Bleibendes und Erhaltenswertes aus dem Krieg in Erinnerung gehalten haben, dann war das die Kameradschaft. Das Füreinander einstehen und da sein. Das Miteinander in guten und bösen Stunden. Das, was ich dem Verein auch für die nächsten 100 Jahre wünsche, Amen, so soll es sein, Amen.

Pfarrer Matthias. G Ahnert, Edelsfeld im Jahr 2023